Möckernkiez - Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales, ökologisches Wohnen

Wie kann eine Vision von Wohnen in der Mitte von Berlin aussehen? Die Auswirkungen der Gentrifizierung sind bekannt. Wie kann es anders sein? Der Möckernkiez versucht darauf eine Antwort zu geben, die einer selbstverwalteten, sozialen, ökologischen Genossenschaft. Und, es ist eine Antwort im Prozess, im ständigen Dialog über Werte, Grundsätze, Regeln. Ein Prozess, der Verschiedenheit und Gemeinsames wert schätzt, der “gemeinschaftssinnig und rückzugsoffen“ ist. Es lohnt sich, auf der Webseite über die Strukturen und Regeln zu lesen: www.moeckernkiez.de.




Ich treffe mich mit Sabine zum Frühstück. Seit ich mich erinnern kann, ist sie eine wichtige Mitfrau in Martha und im Kiez. Sie ist unter anderem Mitgründerin der Kreutzer- Initiative und hat sie über Jahrzehnte durch gute und mühsame Phasen hindurch begleitet und gestärkt. Und dann schlug die Gentrifizierung auch in dem Haus in der Liegnitzer Straße, in dem sie 30 Jahre lang lebte, zu. Ihre Wohnung wurde in Eigentum umgewandelt, Kaufpreis 7 000 Euro pro qm. Und da tat sich die Alternative Möckernkiez auf und lud ein zum Mitgestalten.

Im Streit der Banken wäre die Gründung der Genossenschaft beinahe gescheitert. Durch die gemeinwohlorientierte GLS Bank tat sich eine neue Möglichkeit auf. Allerdings sind die Einlagen und Mieten höher geworden als ursprünglich geplant und gewünscht.

Sabine hat ihren Wohnraum auf 30 qm verkleinert. Für sie war das gut möglich. “Es gibt Zeiten des Ausdehnens und des Wieder Einsammelns.“ Es war für sie ein befreiender Prozess, ihr Hab und Gut zu konzentrieren und zu reduzieren. Sie hat Plünderpartys veranstaltet.

Außerdem, und das ist wesentlich, es gibt großzügige Gemeinschaftsflächen, beispielsweise die Dachterrasse, auf der bei weitem Blick so mancher Abendausklang zelebriert wird, aber auch Versammlungsräume, eine Werkstatt, eine Waschküche, ein vom Verein betriebenes Café. Also, gemeinschaftsförderndes und rückzugsoffenes Wohnen.

Eine gelebte Vision? Ja, in mancherlei Hinsicht. Der Möckernkiez schafft einen guten Rahmen für eine gelingende Nachbarschaft. Die Genoss*innen müssen keine Verdrängung fürchten. Niemand möchte und kann hier Profitinteressen ausleben. Sie wohnen so sicher, wie es eben möglich ist, und 450 Euro für eine 30 qm Wohnung mit allen Nebenkosten samt Nutzung der Gemeinschaftsflächen ist für 10 Jahre sicher. Es gibt jede Menge Möglichkeiten des Mitgestaltens. Und, das ist wirklich eine gelebte Vision: Es sind Passivhäuser, mit Blockheizkraftwerk und Photovoltaik ganz und gar ökologisch und nachhaltig. 

Und natürlich menschelt es auch hier und Sabine berichtet schmunzelnd von manchen Diskussionen, die sie sich nur mit starrer Ideologie oder Altersstarrsinn erklären kann.

Ach, und noch was: Das Ensemble ist frei von Privatautos und Parkplätzen und es gibt jede Menge bequeme Möglichkeiten, Fahrräder anzuschließen. 

Also, Glückwunsch zu so viel gelebter Vision von Wohnen in Kreuzberg.