Samstagsfrühstück in der Kommunität Naunynstraße

Auch da wollte ich schon lange mal hin: In die interkulturelle und interreligiöse  Jesuiten-Kommunität Naunynstraße in Kreuzberg.

Die Verbindungen sind vielfältig und herzlich. Viele Erfahrungen können erzählt werden, wo Menschen in prekären und verzweifelten Lebenssituationen “Raum in der Herberge“ fanden, ein Bett in oft dicht belegten Räumen, Essen, Trinken, ein offenes Ohr, Gemeinschaft. Das Samstagsfrühstück ist eine feste Institution, alle sind willkommen. Der Tisch ist reich, ansprechend und bunt gedeckt. Wer mag, kann eine leckere Ergänzung mitbringen. 

Heute ist Samstag und ich habe Zeit. Die Martha-Gemeinde ist an diesem Wochenende mit vielleicht 27 Personen in Himmelpfort zu unserem jährlichen Reflexions-, Planungs-, Genußwochenende. Ein neuer Beteiligungsrekord, worüber ich sehr dankbar bin. Und das erste mal ohne mich. Ich bin ja in Studienzeit. Aber vielleicht sehne ich mich heute doch nach Gemeinschaft. Freudig mache ich mich auf den Weg.

Am Eingang sitzen fünf junge Leute mit Bierflaschen. Sie fragen, was denn hier für eine Veranstaltung sei. Eben sind zwei Nonnen hinein. Ich erzähle von einem offenen Frühstück in einer Kommunität. Sie fragen, was denn eine Kommunität sei. Eine Wohngemeinschaft mit spirituellem Rahmen, antworte ich. Sie sind sehr interessiert. Wir stellen jedoch gemeinsam fest, dass Bier hier nicht angebracht wäre.

Die Türe der Kommunität ist offen, ein langer Tisch im Wohnzimmer ist reich, vielfältig, liebevoll gedeckt. Die Zutaten kommen von der Berliner Tafel, seit 7.30 Uhr wurde vorbereitet. Es ist eine Atmosphäre des Willkommens. Eine schöne Gemeinschaft entsteht. Vielleicht zwanzig Leute kommen im Laufe des Vormittags, aus mehreren Kulturen, Religionen, Generationen, Menschen aus verschiedenen Zusammenhängen, mit und ohne Fluchterfahrung, mit und ohne eigene Wohnung. Ich darf einige ein wenig kennen lernen, auch den ältesten Bewohner, den Jesuitenbruder Christian, auch die beiden Ordensschwestern. Sie leben in ihrer Ordensgemeinschaft der barmherzigen Schwestern der Mutter Theresa in der Sankt-Marien-Sankt-Liebfrauen-Gemeinde mit 5 Frauen aus 5 Kulturen. Sie betreiben da eine Suppenküche. Alle Achtung, liebe Schwestern, das ist ein so wichtiger Ort in SO 36. Ich lerne Franz kennen, er ist Koch, bekocht KiTas und ist bei Kindern und Eltern mit seinem Können und seiner großen Herzlichkeit äußerst beliebt. Ich lerne eine Künstlerin kennen, die nach einem Ort gemeinschaftlichen Lebens sucht. Und ich darf ein Weilchen mit Iris Weiss, der Leiterin der Kommunität sprechen. Vor 40 Jahren wurde sie von Jesuiten gegründet. Bis vor 3 Jahren hat Christian Herwartz sie geleitet. Ich war beim Abschiedsfest von Christian aus der Kommunitätsleitung dabei. Festlich wurde die Leitung an Iris und Michael übergeben. Michael ist inzwischen andere Wege gegangen. Iris ist geblieben. Eine zweite Leitungsperson wird gesucht und ersehnt. So erfüllend das gemeinschaftliche Leben von so unterschiedlichen Menschen ist, so groß ist die Verantwortung und der Wunsch, sie zu teilen.

Ich jedenfalls genieße ein leckeres zweites Frühstück in schöner Gemeinschaft, die die Not nicht außen vor lässt, sondern an den Tisch einlädt.

Mir scheint, die Kommunität ist mit ihrer vierzig-jährigen Tradition sehr lebendig und entwickelt sich umsichtig und kraftvoll weiter. Sie ist ja auch der geistig-soziale Raum, in dem die Strassenexerzitien und die interreligiösen Friedensgebete entstanden sind. Danke für diese gelebten Visionen von Spiritualität und Weltverantwortung!

 

Zum Weiterlesen:

https://naunynblog.wordpress.com