Auf den Spuren von Hildegard in Bingen

Bis jetzt haben wir den Fluss Nahe, samt den Wäldern, Feldern, Wiesen und Menschen erlebt und schätzen gelernt. Jetzt sind wir sowohl an der Nahe als auch am Rhein. Bingen ist die letzte Station unseres Pilgerweges. Bingen war die letzte Station des Lebens und Wirkens der Hildegard.

Welche Bedeutung Hildegard für die Menschen des heutigen Bingens hat, kann ich nicht einschätzen. Die Stadt tut einiges dafür, das Gedächtnis Hildegards lebendig zu halten und zu aktualisieren. Ganz zentral am Rhein ist das “Museum am Strom“, das dem Leben und Wirken Hildegards zentrale Bedeutung schenkt. 

Der Raum ist ansprechend und lädt mit Texten, Skulpturen, Gemälden, geschichtlichen Hintergründen und Gesängen aus ihren besonderen Kompositionen im Hintergrund zur Vertiefung ein.

Wie aber ist Hildegard nach Bingen gekommen? Wir erfahren einiges aus ihrer Vita.

Direkt daneben ist der “Hildegarten“. Zentral in allen Gärten nach Hildegard sind Brunnen mit frisch sprudelndem Wasser. Viele der von Hildegard beschriebenen Pflanzen sind hier zu finden, samt der therapeutischen Wirkung, die sie ihnen zuschreibt.

Hier bekommen wir eine Ahnung vom alltäglichen Leiden ihrer Zeit. Wie gut, dafür Heilmittel zu haben, die allen zugänglich sind.

Weiter geht's durch Bingen. Der Hildegardbrunnen erinnert an sie und daran, dass sie öffentlich gepredigt hat. Ihre visionäre und prophetische Begabung drängte an die Öffentlichkeit.

Bei einer unserer Kirchenbesichtigungen in Bingen entdecke ich eine, wie ich meine, wunderschöne Darstellung des jungen Jesus gemeinsam mit seinem Vater Josef. Die beiden gehen kraftvoll und mutig ins Leben hinein.

Weiter geht's über die Nahe zum Rupertsberg. Hier war das Kloster der Hildegard gelegen. An dieser Stelle selbst ist nichts zu besichtigen. Aber ganz in der Nähe ist die Hildegard Gedächtniskirche. Sie ist geschlossen, aber wir können eine Frau anrufen, die dann schon nach 5 Minuten kommt, aufschließt, und engagiert erzählt.

In der Kirche befindet sich eine Reliquie der heiligen Hildegard. Die Gemeinde ist klein und engagiert. Sie möchte diesen Ort zu einem spirituellen Pilgerzentrum entwickeln. Ich kann das nur bestärken. Es wäre ein passender Abschluss des Pilgerweges.

Eine weitere gute Voraussetzung für ein spirituelles Pilgerzentrum gibt es schon: Eine Bronzestatue von K. O. Locarno aus dem Jahr 2012. Ich mag sie sehr gerne meditieren. Sie drückt zugleich die weiche, liebevolle, die zarte und verletzliche Seite von Hildegard aus, zugleich die machtvolle. Unsere Führerin erklärt uns, dass der Gemeinde der Prophetinmantel wichtig ist.

Danke auch für diese Hildegard Begegnung. Möge ihr Gedenken und alle Menschen und Orte, denen wir begegnen durften, behütet und gesegnet sein:


Oh Kraft der Weisheit 

umkreisend das All

umfängst DU alles Leben

hältst es in deinem Arm.

DU auch führest den Geist,

der Deine Lehre trinkt, 

ins Weite,

wehest Weisheit in ihn

und mit der Weisheit die Freude.