Friedenscamp in Büchel

Endlich bin ich da. Vor einigen Jahren hatte ich von Büchel gelesen, vom Fliegerhorst und von den 20 amerikanischen Atomraketen, die im Rahmen der “nuklearen Teilhabe“ hier lagern. Ich bin ja sonst sehr für Teilhabe, aber diese will ich nicht. Es ist eben auch Teilhabe an und Mitverantwortung für die amerikanische Militärpolitik, und dann kann aus Teilhabe ganz schnell Geiselhaft werden. Wenn aus dem kalten Krieg gegen Russland ein heißer wird, dann könnten diese Raketen zum Einsatz kommen, Deutschland wäre nukleares Kampffeld, und von deutschem Boden würde wieder ein Krieg ausgehen, diesesmal mit einer neuen Dimension grausamer Vernichtung.


Und ich hatte in Public forum von einem Pfarrer gelesen, der hier vor dem Haupteingang oft tagelang mit einem Kreuz Mahnwache hält. Das hat mich beeindruckt. Und in mir wuchs der Wunsch: Da will ich hin und einige Tage vor Ort präsent sein. 

Endlich bin ich da, im Aktionscamp von: 20 Wochen gegen 20 Atomraketen. Von meiner  Unterkunft in Büchel aus sind es circa 40 Minuten zu gehen durch schöne Landschaft der Vulkaneifel. Aber bald begleitet mich der Stacheldrahtzaun des militärischen Sperrgebietes mit der Ankündigung, dass auch Schusswaffen notfalls eingesetzt werden.

Im  Aktionscamp lerne ich bald Elke Koller kennen. Sie ist Apothekerin in einem Ort in der Nähe des Fliegerhorsts. Sie hatte 1994 aus der Zeitung erfahren, dass in ihrer Nähe amerikanische Atomraketen lagern. Seitdem ist sie dabei. Gemeinsam mit einer lokalen Frauenaktionsgruppe führt sie wöchentliche Mahnwachen durch, am Verkehrskreisel vor dem Haupteingang. Und diese Gruppe organisiert die Ostermärsche in der Region, mit wachsendem Erfolg. Diese lokale Aktionsgruppe wird am 1. September 2019 den Aachener Friedenspreis bekommen - hochverdient, wie ich meine.

Heute bin ich nun selber dabei, bei der Mahnwache am Verkehrskreisel vor dem Haupteingang. Wir sind heute ungefähr 15 Leute, am Wochenende werden vielleicht 500 erwartet. Am Sonntag ist “Kirchentag“, Margot Käßmann wird predigen und ich werde berichten.

Heute waren wir mit einem Info Stand in Cochem und ich habe einmal wieder bemerkt, dass ich mich meist in politisch sehr wachen Kreisen bewege und dies keineswegs selbstverständlich ist. Um so kostbarer, dass es Leute wie Elke gibt und wie Hubert, der viele Jahre Lastwagenfahrer war und nun seine Zeit oft politischer Arbeit widmet, und die vielleicht 30-jährigen jungen Männer, die nach dem Info Stand die Umgebung kletternd erkunden. Und ich genieße es, Brigitte kennen zu lernen. Sie ist eine der “Ärzt*innen zur Verhinderung des Atomkriegs“. Sie ist Ärztin und Psychtherapeutin. Sie weiß, welche Traumata über Generationen hinweg Kriege verursachen. Für die Aktionspräsenz hat sie 10 Tage Urlaub genommen.

Und zwischen Info Stand und Mahnwache genießen wir eine köstliche Zeit im Eiscafé.