Yippieh, meine Studienzeit beginnt.

Ich bin Monika Matthias, Pfarrerin der Martha-Gemeinde in Berlin-Kreuzberg......

Spiritualität und Weltverantwortung - gelebte Visionen


Studienzeit von Monika Matthias, 16. Juni bis 15. September 2019


Alle 5 Jahre haben wir Pfarrer_innen die Möglichkeit, eine Studienzeit zu nehmen. Für mich ist es die vierte. Mit der ersten habe ich meine Ausbildung in Psychosynthese und transpersonaler Psychologie vollendet. Die zweite habe ich überwiegend in Indien verbracht: Ordensgemeinschaften und Ashrams in Indien – Impulse für die Kirche in Berlin. Vor sieben Jahren konnte ich in Kiel ein Sommersemester lang studieren und mich in Themen rund um „Spiritualität und Gender“ hineinvertiefen. Und nun, im Alter von 61 Jahren, vier Jahre und einige Monate vor Eintritt in den Ruhestand, noch einmal eine Studienzeit. Ich freue mich sehr über diese Möglichkeit, die von unserem Kirchenkreis und der Landeskirche unterstützt wird. Das Thema und Vorhaben wird mit beiden Ebenen abgestimmt. Die Beratungen dazu waren stärkend und ermutigend.


In meiner Studienzeit geht es  um Visionen und Utopien. Utopie heißt ja eigentlich „ohne Ort“. Mich interessiert, wo Utopien sozusagen inkarnieren, wo sie sich in Menschen, Orten, Gemeinschaften, Wegen, Bewegungen verwirklichen.


Eines der zahlreichen Jubiläen, die wir in Martha gefeiert haben, hatte den Titel: Hat die Utopie ein Haus gefunden? Ja, sie hat ein Haus gefunden, hier in Martha. Und zugleich: Sie ist weiterhin heimatlos, suchend, es ist noch viel Uneingelöstes. Und zum Dritten: Martha möge weiterhin ein Ort sein, in dem Utopien ein Haus finden und Visionen gedacht, gestärkt und gelebt werden können, eine Visionsschmiede, ein Ort gelebter Vision.

 

Ich kann sagen: „Spiritualität und Weltverantwortung – gelebte Visionen“ ist eine Art Lebensthema für mich. Und da möchte ich mich in meiner Studienzeit auf den Weg machen, gelebte Visionen zu entdecken und dann auch davon zu erzählen.
Ich möchte Orte besuchen, wo im Bereich Ökologie und Schöpfungsfreundlichkeit neue und nachhaltige Wege verwirklicht werden. Es gibt Gemeinschaften, von denen ich schon oft gehört habe und immer wieder gedacht: da möchte ich mal hin. Sie verwirklichen im Bereich des Zusammenlebens, auch mit Geflüchteten und Menschen in sehr prekären Lebenssituationen Erstaunliches. Da gibt es die ein und andere Kommunität, die ich besuchen möchte und fragen: Hat die Utopie ein Haus gefunden? Was ist gelungen, was steht noch aus, wie geht ihr mit Scheitern um? Welche Strukturen sind förderlich für Teilhabe und Mitwirken? Ich möchte an einem Friedenscamp in Büchel teilnehmen: 20 Wochen gegen 20 Atomraketen. Von einem Kollegen, einem Pfarrer, habe ich gelesen, dass er seit Jahren viele Stunden jede Woche – manchmal alleine – eine Mahnwache an dieser Stelle hält.
Ich möchte gemeinsam mit meinem Mann pilgern, vielleicht Teile des Jakobswegs in der Nähe oder in Süddeutschland, in der Nähe meiner Herkunftsfamilie, vielleicht den Hildegard von Bingen Weg. Vielleicht nehme ich an den Wandel-Wochen in Berlin teil?


Es ist noch vieles offen und das soll es auch sein. Entschleunigung tut mir gut. Den ein und anderen Tag werde ich meinen Schreibtisch in Martha aufräumen oder auch mal gar nix tun. Ein Tag ohne Plan und to-do-Liste!
Ich plane, einen Blog einzurichten und hin und wieder zu erzählen. Auf unserer Webseite www.martha-gemeinde.de werden wir darüber informieren. Dann würde ich mich sehr freuen, wenn du, liebe Leserin, lieber Leser, die ein und andere gelebte Vision mit mir teilt.

 

Und so wünsche ich Euch, Ihnen und mir behütete Wege durch den Sommer und viel Ermutigendes und gelebte Visionen für unsere verwundete und wundervolle Erde.

Eure / Ihre Pfarrerin Monika Matthias